Angriffswaffen

Stangenwaffen, wie die abgebildeten, stellten die gebräuchlichste Bewaffnung des germanischen Kriegers dar.

Rechts sind zwei Framen abgebildet (germanische Wurfspeere) Tacitus beschreibt sie als verhältnismäßig leichte Lanze, und dass sie die am häufigsten geführte Waffe sei. Framen setzte man sowohl als Wurfgeschoss als auch zum Fechten im Nahkampf ein. Mit sehr wenig Eisen wurde eine effektvolle Bewaffnung erreicht.

Links ein Ger mit Eschenschaft (althochdeutsch Speer). Solche schweren Lanzen wurden nach Tacitus - ebenso wie das Schwert - nur von wenigen getragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Schwert mit Scheide



Die Spitzen der abgebildeten Lanzen stammen von www.reenactors.de und wurden durch mich lediglich nachbearbeitet und mit Schäften versehen.

Die rohe Schwertklinge erstand ich von einem Schmied, anlässlich der Messer- und Bogenmesse in  Eisenbach. Sie wurde durch mich geglättet und graviert sowie mit Griff, Parierstange und Knauf versehen.

Parierstange und Knauf sind aus Messing, mit Zwischenlagen aus Horn gearbeitet. Das Griffstück besteht aus dem knorrigen Auswuchs eines Tessiner Kastanienbaumes, mit wunderschöner Maserung.

Die Scheide habe ich, unter Mithilfe meines Sohnes, aus Ebenholz hergestellt. Sie ist nicht verleimt. Rücken und Deckel werden durch Ort- und Schleppbandhalterung sowie den Scheiden-mund zusammengehalten. Diese sind wie die weiteren Beschläge aus Messing. Natürlich darf die Schwertperle aus Schaumkoralle nicht fehlen.

Im Gegensatz zum Schwertgehänge sind solche Rekonstruktionen relativ einfach, da genügend Metallfunde vorliegen die einen guten Überblick über die Bauart von Schwert und Scheide vermitteln. Die Rekonstruktion des Schwertgehänges gestaltet sich in so fern schwierig, als dass dieses jeweils um Schwert und Scheide gewickelt und so den Verstorbenen ins Grab gelegt wurden.
 
Die Abbildung zeigt verschiedene Beschläge im Bereich der beigelegten Spata und Saxe (Nr. 5 u.6) Die organischen Teile, wie Lederriemen sind nicht erhalten.

Bild: Aus dem Buch „Die Alamannen“ Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

Die Schwierigkeit besteht nun darin, die Schnallen, Riemenverteiler und Riemenzungen zu deuten und in eine brauchbare, d.h. tragbare Form zu bringen. Mein Rekonstruktionsversuch trägt sich gut. Das Schwert  schlägt nicht gegen die Beine und lässt sogar den schnellen Lauf zu.

Nachstehend mein Entwurf für das Gurtgehänge.



Franziska, die legendäre fränkische Wurfaxt, die auch von den Alamannen übernommen wurde. Ein recht ansprechendes Modell von www.reenacors.de. Leider sind die Öse und der Kopf etwas zu steil geraten. Ich konnte es jedoch nicht lassen, sie trotzdem etwas zu verzieren.



Die Schäftung erfolgte mit dem Ast einer Esche, der im Griffbereich eine ideale Krümmung aufweist, um die Axt zu werfen.

Die Abbildung zeigt den beachtlichen Wirkungswinkel einer Franziska im Ziel von 135 Grad.

Das Bild wurde entnommen aus: www.axtwerfen.de

 

Nun behaupten einige Fachleute allen Ernstes, dass die Franziska geworfen wurde, um die gegnerischen Schilder zu zerschlagen. Auch von Zersplittern und Spalten ist die Rede. Sie stützen sich dabei vermutlich auf Berichte von Sidonius Apollinaris, Prokop und andere Autoren des 5. und 6. Jahrhunderts. Nun ich habe bei den Defensivwaffen den Schildaufbau dargelegt und ich kann Ihnen daher versichern: Keine Franziska der Welt spaltet so einen Schild!

Versuch: Ich habe Versuche an einem unverstärkten (ohne Rohhaut und Leinen), lediglich querverleimten Holzschild unternommen. Dazu legte ich diesen auf eine gepolsterte Unterlage, eine Matratze, um die nicht starre Tragweise (eine Hand an der mittigen Schildfessel) zu imitieren. Ich habe die Franziska mehrmals gegen den Schild geworfen (drei Treffer) und danach mit aller Kraft drei Mal auf dasselbe Schild eingeschlagen.
Fazit: nicht einmal das unverstärkte Schild war mit dieser Axt unbrauchbar zu machen, geschweige denn zu spalten! Es gab lediglich tiefe Einschlagkerben. Bei diesem Resultat dürfte das geringe Eigengewicht der Franziska (500 Gramm) und die daraus resultierende geringe Energiemenge eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben.

Wozu war dann die Franziska gut? Gehen wir davon aus, dass die Franziska wirklich geworfen wurde. Nun stellen Sie sich vor, Sie stürmen mit dreihundert brüllenden Mitkämpfern im Laufschritt auf den gegnerischen Schilderwall zu. Plötzlich, Sie sind auf 20 Meter heran, prasseln hunderte von Franziskas auf euch ein. Was werden Sie tun – falls Sie nicht schon getroffen wurden?
Sie werden automatisch Ihren Lauf bremsen, Ihren Schild hochreissen, in Deckung gehen und versuchen nicht getroffen zu werden – so wie Ihre Mitstreiter auch.

Nun Ich denke, Ihr Sturmangriff ist gelaufen. Sie werden den Gegner nicht mehr überrennen – Er aber Sie, denn gleich nach den Axtwurf ist er los gelaufen und schon prasselt ein Hagel von Framen und Angonen (Ango) auf euch nieder. Weiter machen oder abhauen, ist hier die Frage?

Das ist – nach einigen Versuchen - meine einzig schlüssige Interpretation über Einsatz und Wirkungsweise einer geworfenen Franziska.

Ich möchte diesen Bericht nicht abschliessen, ohne auf Gregor von Tours hinzuweisen (siehe auch „Mittelalterliche Schreibkunst“). Gemäss seinen Berichten, wurde die Waffe mehrheitlich zum Hieb verwendet und nicht geworfen.

Sobald neue Rekonstruktionen vorliegen, wird diese Seite erweitert.