Defensivwaffen

Flacher Holzschild mit Messingbeschlägen im Langobardischen Stil (ich nenne ihn „Geschenk von König Agilulf“).

Auf den zweilagigen Holzkern wurde vorne mit Hautleim eine Rohhaut und auf der Innenseite ein Leinenstoff aufgebracht. Diese Schichten verhindern ein Splittern des Schildes. Ein Effekt wie ihn moderne Verbundstoffe aufweisen.



Aufgenagelte Rohhaut als Randverstärkung. Zu sehen ist die leinenverstärkte Innenseite.



Beim Bekleben des Schildkörpers ist darauf zu achten, dass die eingeweichte und noch nasse Rohhaut nicht allzu straff gezogen wird, da diese in ihrem Volumen schwindet und sich stark zusammenzieht, so dass aus einem flachen ein konkaver Schild werden kann. Dem entgegen wirken kann man, indem zunächst auf der Inneren, der dem Schildträger zugewandten Seite, das ebenfalls angefeuchtete Leinen aufgeklebt und erst nach dem Trocknen die Rohhaut aufgebracht wird.

Innenseite des Schildes:



Die Verstrebungen aus Buchenholz wurden mit Holzdübeln befestigt. Eiserne Schildfessel mit Lederwicklung am Traggriff und verstellbarer Tragriemen.

Unvollständig erhaltene Schildfessel aus Grab 184b, mit eisernen Flachnieten. Auf der Innenseite des Griffteils Reste des hölzernen Griffs und ein schräg verlaufendes 0,8 cm breites Bändchen, vermutlich Leder.



Rekonstruktion der Schildfessel nach dem vorgenannten Fund.



Die gediegene Schmiedearbeit wurde von Hans Rey, Wilchingen SH, ausgeführt. Die Befestigung erfolgte wie beim Original mit eisernen Flachnieten. Der eingepasste Holzgriff wurde mit einem Lederbändchen umwickelt, wodurch sich der Tragekomfort, besonders bei Kälte und Frost deutlich verbessert.



Geschmiedeter Griffteil mit hölzernem Griffstück, welches in die „Klauen“ (gewölbtes  Mittelteil) eingepasst  und anschliessend mit einem Lederband umwickelt wird.



Fertig montierte Schildfessel. Deutlich sind auch die umgeschlagenen Nägel der Schildbuckel-Befestigung zu erkennen. Das mit Hautleim aufgebrachte Leinen verhindert ein Splittern des Schildes im Kampfeinsatz.



Geschmiedeter Schildbuckel mit Ornamenten im Tierstil und den Sieges- und Schutzrunen. (Imitierte Silbertauschierung.)      



Detail der in Messing ausgeführten Schildbeschläge.



Beispiel eines gewölbten Schildes. Die Rohhaut wurde vor dem Aufkleben mit Krapp, einem pflanzlichen Farbstoff, rot gefärbt. Als Leim wurde wiederum Hautleim verwendet.



In der Regel verzinnter germanischer Schildbuckel. Replik von Holger Ratsdorf. Messing- und Kupferapplikationen inspiriert durch den Fund von Gommern – von  P. Mäder.



Schildbuckel aus dem Fürstengrab von Gommern. Dieses Foto und Weitere Informationen finden sie hier: Das germanische Fürstengrab von Gommern

Natürlich ist die Applikation nicht so üppig ausgefallen, wie jene von Gommern. Sie entspricht meiner künstlerischen Freiheit und ist nicht belegt.

Anmerkung: Die Spiralen laufen einmal rechts und einmal links herum, wie auch die spiraligen Drähte an Scheibenfibeln links und rechts gewunden sind. Bei verschiedenen Völkern glaubte man, dass dadurch Dämonen in die Irre geleitet werden und der Träger so vor ihnen geschützt ist.



Das Foto zeigt den mit Rohhautstreifen „vernähten“ Schildrand. Diese Form war gebräuchlicher, als ihn zu nageln, denn Eisen war kostbar und entsprach dem heutigen Goldpreis.
Entsprechend teuer war ein  Kettenhemd von 10 -15 Kilo Gewicht.



Hier mein vernietetes Kettenhemd mit Randeinfassung aus Lederstreifen und Messingverzierung.

Ein Kettenhemd besteht, je nach Grösse und Ausführung, aus ungefähr 30'000 Ringen, die einzeln miteinander vernietet wurden. Eine schier unbezahlbare Arbeit. Grabungsbefunde zeigen, dass solch wertvolle Hemden nur von wenigen ranghohen Persönlichkeiten  getragen wurden, denn sie waren so teuer wie heutzutage ein Maybach.

Obwohl in 200 Jahren Grabungsgeschichte bei den Wikingern lediglich 3 Ketten-hemden aus archäologischen Befunden belegt sind, trägt jeder Reenactment-Wikinger sein Kettenhemd!

Projekte: Ein frühmittelalterlicher Lamellenpanzer, so wie er in Krefeld gefunden wurde, gehört zu einem meiner nächsten Projekte

Besuchen Sie folgende interessante Seite und sehen sich um: www.archaeologie-krefeld.de